Aktuelle Situation 1

Wir bereiten uns auf einen möglichen Coronaausbruch in Ihahi in Tansania vor. Das geschieht dadurch, dass wir vor einigen Wochen bereits Geld transferierten, mit dem Handwaschmöglichkeiten eingekauft wurden. Viele ärmere Familien benötigen neben Seife auch einen Plastikeimer mit Auslassventil. In Ihahi wurden besonders bedürftige Familien damit ausgestattet. Alinaswe organisierte ein Team von Personen, die in Ihahi Menschen über Hygieneregeln zum Infektionsschutz aufklären.

Durch großzügige Spenden, wir danken dabei besonders dem Lions Club Günzburg, konnte Alinaswe OP Masken und Einmalhandschuhe einkaufen. Außerdem organisiert Alinaswe Nahrungsmittel für besonders bedürftige Familien, die im Falle von Versorgungsengpässen ausgegeben werden können. Zusätzlich schaffen wir Matratzen mit Plastikumhüllungen an. Wir planen, das im Februar fertiggestellte neue Schulgebäude im Falle eines unkontrollierten Ausbruches zum Versorgen betroffener Menschen zu nutzen. Das Schulgebäude und der Kindergarten stehen abseits vom Dorf und bieten Strom, Trinkwasser, Küche und genügend Toilettenanlagen.

Die Schwestern beginnen mit dem Nähen von Mundmasken. Alinaswe organisiert im Dorf den Bau eines Hauses für alte Menschen, die ihre Enkel versorgen, deren Eltern an HIV gestorben sind. Das Dorf selbst brachte die Mittel dafür auf. Diese Großmütter sind gleichzeitig Risikopatienten. Aus diesem Grund planen wir bereits eine Versorgungsstrategie für Kinder, die vielleicht später als Vollwaisen versorgt werden müssen.

NIEMAND KANN IM MOMENT SAGEN, WIE DAS VIRUS SICH IN TANSANIA VERHALTEN WIRD.

Die Daten, die wir für unsere Vorbereitungen heranziehen wurden uns von Regierungsbeamten zur Verfügung gestellt.

  • Wir konzentrieren unsere Hilfe ausschließlich auf das Dorf IHAHI, neben der Schwesternschaft.
  • Dort leben momentan ca. 5000 Personen. + über 6000 Fremdarbeiter aus allen Teilen Tansanias, Malawis und Sambias, die gerade in den Reisfeldern in der Nähe arbeiten. In Ihahi ist jeder Schlafplatz in den Hütten aktuell vermietet. Diese Vermietungen sind eine wichtige Einkommensquelle für die Dorfbewohner.
  • Hochrechnung: Bei 11000 Personen und einer angenommenen Infektionsrate von 70% rechnen wir mit 7700 Infektionen. Wir gehen davon aus, dass davon 20% einen schwereren Verlauf nehmen könnten. Das wären dann 1540 Personen. Wenn man davon eine Sterblichkeitsrate von 2% annimmt, wären das 308 Menschen, die an Corona sterben würden. Ob die Daten aber so stimmen ist reine Spekulation, nur muss man zur Vorbereitung auf eine solche Krise eben auch mit Zahlen operieren.
  • Nach unseren Infos gibt es in der Gegend massive Vorerkrankungen an TBC, HIV und Malaria. Zusätzlich sind viele Frauen durch das Kochen am offenen Feuer in kleinen Kochhütten ohne Rauchabzug vorbelastet und werden bereits wegen chronischen Atemwegserkrankungen behandelt.
  • Aktuell gibt es einen extremen Versorgungsengpass an Medikamenten aller Art. Alinaswe erklärte mir, dass wegen starker Regenfälle die Straßen unpassierbar waren, so dass Medikamente nicht an die Arztstationen verteilt werden konnten.
  • In erster Linie sehen wir natürlich die Regierung für alle Maßnahmen zuständig. Aber durch Berichte von anderen Epidemien in Afrika ist es nicht sicher, ob die Maßnahmen der Regierung ausreichen werden. Für den Fall, dass diese Maßnahmen nicht mehr ausreichen, könnten wir vor Ort mit unseren Vorbereitungsmaßnahmen begrenzt handlungsfähig bleiben.
  • Neben den materiellen Vorsorgemaßnahmen arbeiten wir, das heißt Alinaswe, Schwester Agnes und ich mit unseren Netzwerken im Verbund Notfallpläne, wie wir die Hilfsmaßnahmen organisiseren können. Es muss ja auch sicher gestellt sein, dass wir Helfer vor Ort nicht unnötig gefährden.

Autor: Michael Herold

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