Uschi, Samuel und Harry Hahn reisten vom 01.09-10.09.2014 nach Ruanda. Wir konnten dort das Geld (7000€) für unser Ruandaprojekt („Gayu Bakery“) direkt bei der Bank von Kigali auf das Konto unserer Partnerorganisation Iriba Shalom einzahlen (Einsparung der Überweisungskosten!). Außerdem waren ja noch 750€ für Iriba Shalom gespendet worden, die wir ebenfalls einzahlen konnten. Vielen herzlichen Dank allen Spendern, unser Existenzgründerprojekt kann jetzt starten. Wir trafen auf ein sehr engagiertes, motiviertes Team, das schon in den Startlöchern sitzt („we will be working hard…“) und uns immer wieder versicherte, das in sie gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen. Durch die regelmäßigen Besuche von Denise Uwimana-Reinhardt, unserer Kontaktperson nach Ruanda, können wir uns immer über die Arbeit der Bäckerei informieren.
Wir waren nach Kigali anlässlich der Hochzeit von Agnes Gayu eingeladen. Die Hochzeitsfeier fand auf dem Grundstück von Denise statt. Da wir in ihrem Haus wohnten, waren wir hautnah in die Vorbereitungen der Hochzeit und die eigentlichen Hochzeitsfeiern (3 Stück + Standesamt) eingebunden. Ein Erlebnis. Wir saßen in der traditionellen Hochzeit auf den Plätzen der Brauteltern (die ja eine Waise ist)! Die anfangs skeptische Familie nahm uns später in ihrer Familie auf (Hut und Stock für den Brautvater) und konnte es kaum glauben, dass sich ein Mzungu (Weiser) um eine ihrer Waisen kümmert. Das tolle Brautkleid stammt übrigens von einer jungen Frau aus Günzburg. Es passte super und unsere Agnes strahlte nur noch, als sie 3 Tage vor ihrer Hochzeit ein Brautkleid bekam. Wir haben nämlich insgesamt 5 Brautkleider nach Kigali mitgenommen. Es ist dort üblich, sich die Kleidung für die Hochzeit zu leihen – kaufen ist nicht möglich. Die 5 Brautkleider wird eine Frau (Felecite) in Zukunft verleihen. Für Mitglieder von Iriba Shalom kostenlos, für Andere kann sich Felecite mit dem Verleih etwas Geld verdienen. Geniale Idee!
Brautkleider gesucht! Bitte bis 26.09. bei uns melden (Tel: 08221/34585). Wir können Sie den Gästen aus Ruanda (s.u.) mitgeben. Reinigung ist nicht nötig, kostet bei uns in Deutschland 100€, in Kigali 5€.
Durch die vielen Kontakte mit Denise‘ Verwandten und Bekannten bekamen wir hautnah die Probleme, aber auch die Pläne und Projekte vieler Leute mit:
1. Der Mutter unseres anderen Patenkindes, Josephine, wurden, als sie im Krankenhaus war, alle Hühner gestohlen. Sie hat dadurch ihre Existenzgrundlage verloren. Wir wissen jetzt, was ein Huhn kostet, wieviel Eier 50 Hühner pro Tag legen, was ein Ei in Kigali kostet und welche Kosten für Medizin und Futter entstehen.
2. Dennis wurde vom Schuldirektor vom Unterricht suspendiert. Das Geld für den 2. Term wurde nicht bezahlt. Seine Schwester zeigt uns stolz ihr Zeugnis. Wir fotografieren es für ihre deutschen Pateneltern. Leider hat Dennis kein Zeugnis bekommen, aber er berichtet uns von 61% im ersten Term („I worked hard“). Sein zusätzliches Problem: Er bekam auch keine Essenskarte im Internat. Er hat ein sehr geschwollenes Sprunggelenk seit Wochen und kann fast nicht auftreten. In der Klinik hat er nur eine Salbe bekommen. Er hat in Ruanda zwar eine Basisversicherung, die zahlt aber nicht für weitere Untersuchungen. Hilfesuchend wendet er sich an Denise.
3. Die Nichte unserer Fahrerin (und inzwischen Freundin) Valerie berichtet uns von ihrer Arbeit für Mercy Ministries International. Einer christlichen Organsation, die für Versöhnung und Vergebung nach ethnischen Konflikten arbeitet. Teilweise geheim wegen Lebensgefahr für Mitarbeiter in islamischen Ländern.
4. Valerie hat sich eine Mühle für Majokmehl gekauft. Sie hat auf dem Grundstück ihrer Schwester eine Hütte errichtet. Sie nahm einen Kredit einer Fraueninitiative auf. Leider muss sie über 20% Zins zahlen und hofft, dies bis in 3 Monaten durch den Erlös des Mehles zu erwirtschaften. Ihr Plan A: Kauf eines Pickups (Kleintransporter) zum Transport der Mehlsäcke. Plan B: Kauf eines geländefähigen Autos als Taxi: (und das kann sie sehr gut, sie war 10 Tage unsere Fahrerin). Sie würde u.A. Touristen durch die Safaris fahren. Ein klassischer Fall für ein Existenzgründerdarlehen.
5. Der Schwager von Denise, Pastor Odilo plant in seiner Umgebung jungen Frauen zu helfen, die sich zwangsweise in ihrer Armut prostituieren müssen. Sie beginnen im Alter von 14-17 Jahren. Ihr Erlös pro Freier: 5€, manchmal nur 1 €! Unglaublich!
6. Wir besuchen die Kabgayi Augenklinik um die Augen eines Patenkindes untersuchen zu lassen (auf der Messe Günzburg hatten wir für diese Klinik im Rahmen einer Sehtestaktion über Christoffel-Blindenmission Spendengelder gesammelt). Ihre Mutter kann sich die Untersuchung nicht leisten. Wir werden von den Augenärzten sehr wohlwollend und kooperativ empfangen. Die Untersuchung läuft meines Erachtens auf höchstem medizinischem Niveau. (Diagnose: „Keratokonus“, geplant in 6 Monaten „Crosslinking“) Die erforderliche Operation wäre in Deutschland sehr teuer. Darüber lacht der belgische Augenarzt Dr. Piet Noe nur. 1 Flasche Riboflavin kostet 100€ und reicht für mehrere Operationen. Dann kommen wir mit dem Optiker der Klinik ins Gespräch. Er arbeitet in einer voll ordentlich eingerichteten Optikerwerkstatt, die von einem deutschen Optiker vor 3 Jahren installiert wurde. Sie ist in einem sehr guten Zustand. Wir bekommen wertvolle Tipps und Insiderinformationen. Interessant für uns, bitte genau hinhören: „Wir brachen keine gebrauchten, getragenen Brillen aus Europa. Bitte wegwerfen. Bitte keine Brillen mehr sammeln!“
7. Denise bekommt ununterbrochen unangemeldeten Besuch von Leuten, die um Gebet und Hilfe bitten. Irgendwie spricht es sich rum, dass sie in Kigali ist. Ihr Konzept: Zuhören, mitweinen, beten, Hoffnung machen und trösten, praktisch nach ihren Möglichkeiten helfen.
„Jesus und die Liebe Gottes sind stärker, sein Friede scheint im tiefsten Loch heller als die dunkelste Dunkelheit“. Wir beten gemeinsam um Heilung und Besserung für kranke Frauen mit HIV, Krebs, uvm; auch für andere Witwen und Waisen nach dem Genozid vor 20 Jahren. Die Wunden sind nicht verheilt. Manche geben auch ihr „testimony“, wie sie durch Jesus wieder Hoffnung erhalten haben. Sie sprechen von ihrem Glauben und Jesus so einfach und offen wie wir übers Wetter oder über die Fußballbundesliga.
Wer Denise hautnah erleben will: Anlässlich einer Deutschlandtournee kommt sie am 23.09. nach Dillingen ins Kolleg um 20 Uhr. Am 24.09. leitet sie ein Frauenfrühstück (diesmal offen für Männer) um 9 Uhr in der FEG Dillingen Steinheim, an der Egau 9. Sie wird begleitet von Dr. Vincent Seszibera, dem führenden Traumatologen aus Ruanda, Präsident von Iriba Shalom und Theresie, einer leitenden Mitarbeiterin von Iriba Shalom, unserer Partnerorganisation in Ruanda. Und wer unsere Beziehung zu Denise und Ruanda verstehen will, sollte sich diesen Abend nicht entgehen lassen. Aber Vorsicht: Es besteht Ansteckungsgefahr vom Geist von Iriba Shalom (Deutsch: Quelle des Friedens). Er rührt Herzen an und bringt Verbesserung.
Es sei noch erwähnt, dass die 750€ Spende das Rotaryclubs Günzburg für den Bau des Kommunitycenters von Iriba Shalom verwendet wird. Der Bau hat begonnen! Auch hier: Herzlichen Dank, Rotarier Günzburg!
Harry Hahn