Werkstattprojekt

Heute fuhr ich nach Brandt und verhandelte das Werkstattprojekt. Schwester Maria, die wir gerne als Schweißerin ausbilden wollten, musste die Ausbildung wegen Augenproblemen abbrechen. Aber sie wird die Werkstattverantwortliche.

Im Dorf gibt es einen behinderten Mann mit verkrüppelten Beinen. Er repariert Fahrräder und bildet andere zum Mechaniker aus. Er konstruierte für sich einen Rollstuhl aus alten Fahrradteilen, den er mit der Hand antreibt. Die Dorfbewohner mögen ihn nicht sehr, wurde mir berichtet, weil er sehr direkt ist und sich gegen jede Art von Diskriminierung heftig zur Wehr setzt. Er hat sogar drei Gerichtsverfahren gewonnen, bei denen er um seine Rechte kämpfte. Im Dorf wird deshalb gemunkelt, dass er satanische Kräfte habe. Ich hatte bei ihm nicht 5 Minuten gesessen, da fragte er mich freundlich und überraschend direkt, wie ich mir vorstelle, dass er die Stahlträger der Module heben soll. Ich erklärte ihm dann, dass wir jemanden brauchen, der genau arbeiten kann, Maschinen einstellt, der dafür sorgt, dass Präzise gearbeitet wird und der Schlamperein nicht durchgehen lässt. Andere werden die Module transportieren. Da begann er zu grinsen, weil er genau verstand, was ich suche.

Ich erklärte ihm auch noch eine Idee, die ich mit Ferdinand Munk und Dr. Galla besprochen hatte, nämlich den Bau eines Ambulanz-Fahrradanhängers in der Werkstatt. Das ist seine Spezialisierung als Fahrrad- und Rollstuhlmechaniker. Ich schaute mir seine Konstruktion des Rollstuhls genau an. Alle Schweißnähte an den Fahrradrohren waren in einem Topzustand. Kein eingebranntes und überschweißtes Loch war zu sehen. Die Elektroschweißnaht war gleichmäßig gewellt und umfasste das Rundrohr ohne sichtbares absetzen beim Schweißvorgang. Der Schweißer dieser Naht unterhält in Chimala eine kleine Werkstatt. Alinaswe meint, dass er sicher die Schweißarbeiten der Module ausführen könnte.

Mir ist es sehr sympathisch, dass wir bereits vorhandene Kleinunternehmer bei unseren zukünftigen Vorhaben mit einbinden und so verhindern, dass unsere Projekte Konkurrenz zu bestehenden Unternehmen werden.

Kurz, er sagt noch nicht zu sondern will sich erst einmal anschauen, was wir für Maschinen liefern. Ich empfand diesen Mann, der übrigens in seinem Zimmer eine sehr abgenutzte Bibel liegen hat, als beeindruckende Persönlichkeit, der klar formuliert, was er will, welche Bedenken er hat und mich als Mzungu sehr kritisch befragt, wie ich mir die Umsetzung eines Projektes vorstelle. Alinaswe findet ihn auch sehr sympathisch, wenn auch gelegentlich stur. Aber Alinaswe sagte mir auch, dass der liebe Michael, Hausmeister der Schwesternschaft, nicht stark genug ist aufzupassen, dass ausgeliehene Werkzeuge der vorhandenen Werkstatt zurückgegeben werden. Bei dem behinderten Mann würde sich so etwas niemand trauen, weil dieser sich das niemals gefallen lassen würde, sagt Alinaswe.

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