Tobias, Dominique und Hanspeter wollten mit Nakoli nach Mbeya reisen. Beim Frühstück kam ein Sohn eines Bekannten von uns, der Nakoli als Ziehsohn aufgenommen hatte. Er wirkte sehr aufgebracht, kam schnell zur Sache und forderte ein Notebook ein. Er war offensichtlich verärgert, dass Nakoli ein Notebook bekommen hatte und er nicht. Nakoli durfte jedenfalls nicht mit nach Mbeya, weil er arbeiten musste. Weil dies uns aber nicht mitgeteilt wurde, wartete unsere Gruppe den ganzen Vormittag und ging dann später am Fluss spazieren, was auch sehr schön war. Nakoli kam abends und entschuldigte sich für sein Fernbleiben. Eine Fahrt nach Mbeya, noch dazu mit Europäern ist für Afrikaner sehr attraktiv. Geschenke sind in Afrika oft problematisch, weil der Faktor Neid eine große Rolle spielt.
Alinaswe stellte mir eine alte Frau vor, die er mit seinem verdienten Geld unterstützt. Dabei erklärte er mir, dass er sich regelmäßig um die alten Menschen im Dorf kümmert, die keine Angehörigen haben und die von manchen für Hexen gehalten werden. Die Dame, die wir besuchten, ist irgendwann zwischen den Weltkriegen geboren und haust in einer Lehmhütte. Sie hat Probleme, weil sie kein Bett hat, auf dem sie schlafen kann. Eine alte Schilfmatte und eine Decke auf dem Boden sind ihr Lager. Alinaswe bringt ihr gelegentlich Zucker vorbei.
Auch die Schwesternschaft steckt den Alten im Dorf bei Bedarf etwas zu. Problematisch ist es, einzelnen Menschen offen mit Programmen zu helfen, weil es viele Betroffene gibt und es dann sofort existenziellen Streit gibt, wer was bekommt. Das ist einfach die nackte Not der Menschen, die unterhalb jeder Kategorie eines Existenzminimums leben. Geschenkegaben führen zu erbittersten Verteilungskämpfen, bei denen die aber meist das Nachsehen haben, die die Hilfe am nötigsten hätten. Hier gilt der Grundsatz: Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.
Am Abend besuchten wir noch das Missionshospital in Chimala mit Dr. Galla aus Brandt und Dr. Mhangene, dem leitenden Arzt des Krankenhauses. Mehr zum Besuch in einem eigenen Beitrag. Aber in Kürze, die Idee des Fahrradambulanzanhängers wird als sehr gute und sehr nötige Idee angesehen. Die Versorgung des Krankenhauses ist schockierend und unsere Geräte im Container werden dringendst gebraucht. Die Kinderstation ist für mich nicht aushaltbar, da über die Hälfte der kleinen Patienten schreckliche Brandwunden haben, oft das ganze Bein oder der Unterkörper, weil die kleinen Kinder beim Laufen lernen in das Herdfeuer gefallen sind oder sich mit kochendem Wasser verbrüht haben. Ein Elend, das einfach unbeschreiblich ist.