Eine sehr anrührende Hilfsaktion startete Alinaswe Siwelwer. Er wollte Menschen in Not in Deutschland helfen. Dazu gab es einen Artikel in der Günzburger Zeitung.
Afrikaner spenden für arme Deutsche
Eigentlich hilft der Günzburger Verein „Die Brücke“ Dorfbewohnern in Tansania. Jetzt wollen die Menschen dort unser Leserhilfswerk Kartei der Not unterstützen. Von Helmut Kircher.
Eine ungewöhnliche Hilfsaktion: Monika Hahn aus Hirschaid nimmt Unterstützung aus Tansania für Menschen in Not aus Deutschland entgegen. Normalerweise hilft die Mitarbeiterin des Vereins „Die Brücke“ den Menschen in dem bitterarmen Dorf bei Chimala.
Wer in Afrika schon mal abseits ausgetrampelter Touristenpfade unterwegs war kennt es: Die ausgestreckten Finger, mit denen höchst amüsierte Kinder auf einen zeigen und im Chor „Mzungu-Mzungu“ rufen. Kennt die gepfefferten Mzungu-Preise, mit denen man Afrikaentdecker in komfortable Lodges lockt, oder sie zu abenteuerlichen Safaris animiert. Ein Mzungu hat also Geld, ist auf jeden Fall weiß, und dementsprechend leicht rumzukriegen dieses auch auszugeben. Also in nicht wenigen Fällen Deutscher.
Auch die Mitglieder des Günzburger Vereins „Die Brücke“, die zur Zeit in einem abgelegenen und bitterarmen Teil Tansanias, in dem 43 Prozent der Kinder keine Eltern mehr haben, in dem sich Familien mit einem Jahreseinkommen von 200 Euro bescheiden müssen, im Dorf Chimala, einen Kindergarten bauen, auch sie selbstverständlich Mzungus. Auch sie mit allen ihnen zugehörigen Eigenschaften ausgestattet, insbesondere natürlich die der finanziellen Potenz.
Nun führte der Leiter und Initiator des Projektes, der Günzburger Lehrer Michael Herold, bei seinem letzten Aufenthalt dort ein interessantes Gespräch mit dem jungen Alinaswe Siwelwa, Trainer des Dorffußballvereins, dem man, weil halt aus den alten Bällen sozusagen völlig die Luft raus war, so ganz nebenbei schon mal ein paar neue ins Tor gelegt hat. Ein guter und hilfreicher Freund also. Bei dem Gespräch aber ging es nicht um Fußball sondern hauptsächlich um die Frage des knapp 20-jährigen Pädagogikstudenten, warum sich insbesondere Deutschland so intensiv der Hilfe für Menschen in Tansania widme. In Afrika nämlich sei Hilfe hauptsächlich nur innerhalb der Familie und Sippe gebräuchlich.
Neben seinen Argumenten von Mitgefühl bis christliche Glaubenslehre ließ Herold so nebenbei die Bemerkung fallen, dass es auch in Deutschland Menschen gebe die in Armut lebten. In Armut? Wie! Im reichen Deutschland? Gibt es doch nicht! Nein, unmöglich! Für den Afrikaner noch grotesker als die Behauptung, hierzulande gebe es schwarze Schimmel.
Ein Abgrund tat sich für ihn auf. Aber auch eine Idee: Warum sollte man diesen Menschen nicht von Afrika aus helfen! Nicht mit Geld natürlich – aber vielleicht mit landestypischen Mitteln. Mit kleinen Körbchen etwa, aus Gras geflochten, und für viele Dinge des täglichen Lebens nutzbar.
Mit Feuereifer machte sich der jugendliche Samariter im Dorf auf die Suche nach Unterstützern für seine Initiative „Wer spendet für arme Deutsche?“ Natürlich, erst wurde er ausgelacht und für verrückt erklärt, aber allmählich nahm seine Überzeugungsfähigkeit Formen an. Eine Mitarbeiterin des Brücke-Vereins brachte von ihrem kürzlichen Arbeitsaufenthalt eine erste Kleinlieferung tansanischer Grasflechtkörbchen mit, die bereits mit Erfolg unters Volk gebracht werden konnten, zusammen mit einer Spendenbitte auf das Konto der Kartei der Not, dem Leserhilfswerk unserer Zeitung.
Spenden aus Tansania für Deutschland. Eine ebenso erstaunliche wie liebenswerte Unterstützungsaktion mit umgekehrten Vorzeichen: Afrikanische Liebesgaben für arme deutsche Mzungus.